Donnerstag, 2. Mai 2013

30.04.2013: Real Madrid CF vs. BVB 09 2:0 (0:0)

Nach dem äußerst knappen Einzug ins Halbfinale stand für uns schnell fest, dass wir auch da dabei sein wollen. Erneut hieß unser Ziel Spanien. Diesmal sollte uns die Reise zum legendären Real Madrid Club de Fútbol führen. Montag in aller Frühe ging es, ob des Hinspielergebnisses gut gelaunt und voller Vorfreude, auf zum Flughafen Dresden und von dort weiter nach München, bevor wir nach einem kurzen Zwischenstopp das Flugzeug in die spanische Hauptstadt bestiegen. Gegen elf waren wir nach einem holprigen Flug gelandet und machten uns auf Richtung Hotel. Clevererweise wählte man dieses Mal eines in Flughafennähe um die horrenden Taxi-Gebühren zu sparen. Nach einem kleinen Marsch mit ein paar Verirrungen und Umwegen und teilweise auf Straßen ohne Fußweg erreichten wir unversehrt unser Hotel. Das Wetter meinte es nicht gut mit uns. Hatte man sich noch im Vorfeld auf kurze Hosen gefreut, musste man vor Antritt doch die Übergangskleidung einpacken. 6°C zeigte das Thermometer bei unserer Ankunft - Klasse!

Nichtsdestotrotz besichtigten wir nur kurz unser Zimmer, um uns auf in Richtung Innenstadt zu machen. Die U-Bahn wurde unweit unserer Unterkunft bestiegen und nach einer guten halben Stunde Fahrt war man schließlich im Zentrum angekommen. Wir bummelten dann durch die Altstadt. Unter anderem gab es den Palast des spanischen Königs, die Oper, die Almudena-Kathedrale und den Plaza Mayor zu besichtigen. Es setzte zwischendurch immer mal wieder Regen ein und wir überbrückten diese Phasen in den örtlichen Kneipen. Das Bier schmeckte teilweise etwas gewöhnungsbedürftig und war mit im Schnitt von 4,00 bis 5,00 EUR auch recht teuer. Dafür wurden jedes Mal ein paar Chips oder Tapas gratis dazu serviert. So zog sich das Ganze bis abends ehe wir uns wieder auf den Weg zum Hotel machten.

Am nächsten Tag machten wir uns nach dem Aufstehen wieder auf in Richtung Zentrum. Zuerst stiegen wir an der Stierkampfarena aus und drehten eine Runde um die imposante Anlage. Anschließend suchten wir uns eine Kneipe um erst mal eine Grundlage zu schaffen. Unter anderem gab’s frittierte Sardinen zum Frühstück - muss man mögen, aber war sehr gut! Anschließend erkundeten wir weiter die Stadt und wollten uns eigentlich zum großen Stadtpark Parque del Retiro durchschlagen. Leider klappte dieses Mal die Navigation nicht so gut und wir landeten in einem anderen Park, der aber in der komplett anderen Richtung gelegen war. Um uns nicht noch weiter zu verirren gingen wir wieder zurück und fuhren mit der U-Bahn ins Zentrum zum Plaza Puerta del Sol. Auf dem Platz hatten sich schon einige Schwarz-Gelbe versammelt. Wir zogen es aber vor Richtung U-Bahnstation Gran Via zu ziehen und die restliche Wartezeit in einer Kneipe zu verbringen. Kurz vor 18.00 Uhr machten wir uns auf Richtung Estadio Santiago Bernabéau.

Aus der U-Bahnstation rausgekommen, erhob sich vor uns dieses beeindruckende Bauwerk. Das Stadion war von außen einfach riesig und an der Fassade prangten der Stadionname sowie das Wappen der Königlichen. Wir schlichen noch eine halbe Runde um die Arena, tranken noch ein Bier und stellten uns zum Einlass an, der entgegen vorheriger Aussagen eher als 19:15 Uhr öffnete. An mehreren Wellenbrechern wurden die Fans immer gruppenweise weitergeleitet, was, zumindest wo wir mit anstanden, ganz gut funktionierte. Nach einigem Vorrücken und wieder Warten waren wir dann im Stadion. Das ganze Anstehen hatte aber insgesamt keine halbe Stunde gedauert. Zu unserem Glück führten Rolltreppen hinauf, denn unser Platz war im fünften und damit obersten Rang. Oben angekommen, genoss man noch mal den Ausblick auf die umgebenden Häuser und die wartende Masse an Fans vor dem Einlass. Dann betraten wir den Block und suchten uns einen Platz in zentraler Lage. Nachdem zunächst noch gut Platz war, wurde es bis zum Warmmachen der Mannschaften dann richtig eng. Wir behaupteten aber unseren Standpunkt und stimmten uns auf das Kommende ein. Nervig erwies sich nur die Stadionbeschallung, die uns mit ohrenbetäubender Lautstärke entgegen kam. So schmetterte auch die „tolle“ Champions-League-Hymne beim Einlaufen volles Rohr in unsere Gesichter und der eigene Support musste bis zum Ende dieses Gassenhauers aussetzen. Danach ging es aber voll los. Das heimische Opernpublikum war dann für lange Zeit nur die ersten Minuten zu hören. Nach den ersten vergebenen Chancen, wo vor allem Roman Weidenfeller zum Held des Tages avancierte, wurde die Masse leiser und war sonst erst mal nur noch bei den üblichen Pfeifkonzerten zu vernehmen. Auch gibt es wohl nur einen sehr kleinen Teil aktiver Fans, denn nur hinter dem Tor war etwas Bewegung, wobei der Haufen der Supporter auch nicht zu groß war.

Zum Einlaufen hatte die Hintertortribüne übrigens noch eine Choreo parat. Am Zaun prangte das Spruchband „Madrid vibra por ella“ - „Madrid bebt für sie“, wobei dieses „sie“ für die Décima steht - den ersehnten Gewinn des zehnten Titels im Pokal der Landesmeister bzw. der Champions-League. Dazu wurden über die gesamte Tribüne farbige Folien hochgehalten. Außen jeweils das rot und gelb der spanischen Nationalfarben, in der Mitte ein Henkelpott auf violett-weißem Grund. Als dann die Mannschaften auf dem Platz standen und schließlich alle Folien oben waren, sah es auch ganz gut aus. Zuvor ging es allerdings nur zögerlich zur Sache und so wirkte das Zustandekommen der Choreo unkoordiniert und eher schwach.

Pünktlich zum Anstoß folgte das nächste Highlight. Plötzlich wurde allen irgendwie ganz warm ums Herz, was aber nicht nur am BVB lag. Ein Blick nach oben genügte um festzustellen, dass die gastfreundlichen Madrilenen sich um die BVB-Fans sorgten und die Heizstrahler angeworfen hatten. Eine Affenhitze im Block für die kommenden 90 Minuten war die Folge. Egal! Der Stimmungsblock war von Anfang an voll da. Weil eigentlich alle dem Hinspielergebnis nicht so recht über den Weg trauten, wussten die Supporter was zu tun ist und unterstützten die Schwarz-Gelben auf dem Platz nach allen Kräften. Trommel und Megaphon mussten leider draußen bleiben, aber insgesamt machte man trotzdem ordentlich Betrieb, auch wenn vor allem das Fehlen der Trommel durch zu schnelle Gesänge bemerkbar wurde.

Zum Spiel: Real Madrid legte los wie die Feuerwehr, brachte den Ball aber nicht im BVB-Tor unter. Nach einer Viertelstunde war die erste Angriffswelle überstanden und Dortmund bekam das Spiel langsam in den Griff. Erst kurz vor der Pause kam Real noch mal näher vors Tor, aber die Schwarz-Gelben hielten sich schadlos und konnten mit dem wichtigen 0:0 in die Halbzeit gehen. Im zweiten Durchgang sah es dann zunächst richtig gut aus. Real setzte alles auf eine Karte, kam aber nun nicht mehr zu klaren Torchancen. Stattdessen musste der BVB aus seinen zwei, drei großen Möglichkeiten einfach wenigstens ein Tor gemacht haben. So traf Lewandowski nur die Latte und Gündogan schoss freistehend den Madrider Torwart an. Das sollte sich dann kurz vor Schluss rächen. Die BVB-Fans gaben nach wie vor alles, aber plötzlich war in Folge eines Eckballs der Ball drin. Jetzt wachte auch der Rest des Bernabéau wieder auf. Ohrenbetäubender Lärm machte sich im Rund breit, der spätestens nach dem 2:0 in der 88. Minute nicht mehr verstummen sollte. Wir versuchten bis zum zweiten Tor noch dagegen zu halten, aber danach war aufgrund der unglaublichen Anspannung kein koordiniertes Anfeuern mehr möglich. Immer wenn der Ball in die Nähe des Dortmunder Strafraums kam, hielt die Menge den Atem an. Fünf Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt. Unglaublich was in diesen Minuten gezittert wurde, doch schließlich passierte nichts mehr und so erfolgte der Schlusspfiff des Referees. Im selben Moment brachen im Block alle Dämme. Intensiver als beim schönsten Siegtor lagen sich alle in den Armen. Was niemand für möglich hielt, war geschafft: Finale in Wembley!!!

Nach dem Spiel ließ sich die Mannschaft gebührend und lange Zeit feiern und irgendwann kam dann auch noch der Trainer wieder aus der Kabine. Schließlich endete die Blocksperre und die Massen schoben sich langsam aber sicher aus dem Block und durch den Turm nach unten. Vor dem Estadio verlief sich die Menge in alle Richtungen. Die Polizei blieb dabei zumeist gelassen und es konnten keine Vorfälle beobachtet werden. Wir machten uns nach einem kurzen Verschnaufen auf zur U-Bahnstation und gelangten ohne große Umschweife zurück zum Hotel, da der Wecker am nächsten Morgen wieder beizeiten klingeln sollte.

Am nächsten Tag ging es um viertel acht, diesmal mit dem kostenlosen Shuttle des Hotels, zum Flughafen, um kurz darauf gen Frankfurt abzuheben. Dort angekommen, gelang es uns nicht eine Umbuchung zum kleinen Preis zu bekommen und so hatten wir dann noch zehn Stunden Zeit uns Frankfurt am Main genauer anzuschauen. Unter anderem wurde noch ein Kreisligaspiel besucht. Welch ein Kontrast - gestern Santiago Bernabéau, heute Sportplatz Babenhäuser Landstraße. Hauptsache Fußball! Abends um zehn ging‘s dann endlich nach Dresden und dank schnellem Flug war man halb zwölf zu Hause, von einem Trip, an den man noch lange denken wird. Mal gucken, ob auch in Wembley ein Platz für uns frei ist. Sport frei…