Donnerstag, 6. März 2014

25.02.2014: Zenit St. Petersburg - BVB 09 2:4 (0:2)

Es war Mitte Dezember und der BVB hat als Gruppenerster wieder einmal das Achtelfinale der UEFA Champions League erreicht. Man fieberte nun der Auslosung entgegen und der Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Zenit St. Petersburg war mein Wunschgegner und manchmal gehen doch noch Wünsche in Erfüllung. Für mich gab es nur einen Entschluss: Ich muss dorthin! Nach kurzem suchen fanden sich noch zwei weitere Mitstreiter, denen ich später noch einiges zu verdanken habe und man buchte schon den Flug und beantragte das Visum. Eine Woche vorher kam dann aber die Ernüchterung als unser Fanclub bei der Kartenvergabe leer ausging. Da man aber schon alles in Sack und Tüten hatte und man erfahrungsgemäß immer irgendwo ein paar Karten besorgen kann, ging es am Freitag den 21. Februar von Dresden aus los.

Wir flogen über München und kamen gegen 16 Uhr Ortszeit in Petersburg an. Da wir in Pulkowo II landeten, der nur für Auslandsflüge bestimmt und der ältere Teil des Flughafens ist, fühlte man sich wieder schön in die Zone zurück versetzt. Vorbei an den alten Furniervertäfelungen ging es zur Passkontrolle, die sehr gemütlich von statten ging. Nachdem alles erledigt war, ging es für 25 Rubel per Bus zur großen Metrostation, um mit der U-Bahn für knapp 28 Rubel Richtung Hotel zu fahren. Und schon beim Betreten bzw. dem Herunterfahren mit der Rolltreppe war einen klar warum die Metrostationen auch Stalins letzte Kathedralen genannt werden. Es ist auch gleichzeitig die tiefste U-Bahn der Welt (bis zu 100m tief) und man ist schon eine Weile mit der Rolltreppe unterwegs. Unten angekommen hängen in der Station Kronleuchter von der Decke und die Wände sind mit Marmor und bunten Fresken verziert. Nach knapp 20 Minuten mit der Bahn stiegen wir am Newski-Prospekt aus, da unser Hotel in der Nähe des Moskauer Bahnhofes lag. Nachdem man dann im Hotel eingecheckt hatte, machte man sich kurzer Zeit später auf den Newski-Prospekt zu erkunden. Dieses ist eine knapp vier Kilometer lange Prachtstrasse, die vom Platz des Aufstandes bis zur Admiralität führt. Da man noch nicht so recht wusste, was man so essen kann, entschieden wir uns für eine bekannte Burgerkette. Die Zeit war schon fortgeschritten und nach einem Bier im Hotel war der erste Tag beendet.

Tag zwei begann mit einem ausgiebigen Frühstück und man beschloss die Innenstadt von St. Petersburg zu erkunden. Wir liefen den Newski-Prospekt hoch und schon das bot eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, so dass ein Tag nicht reicht, um alles gründlich anzusehen. Wir machten Halt an der Auferstehungskirche, die nach Moskauer Vorbild erbaut wurde, gingen vorbei am Café Singer und dem Alexandrinski-Theater zur Kasaner Kathedrale. Es ging weiter bis wir den Schlossplatz erreicht hatten. Dieser riesige Platz in Mitten der Stadt ist ein so genanntes Must-See für Petersburg-Besucher. In der Mitte des Platzes steht die Alexandersäule und auf der einen Seite befindet sich das Winterpalais in dem ein Teil der Eremitage beherbergt ist. Der Nachmittag verging wie im Flug und da wir uns noch Karten besorgen wollten, gingen wir Richtung Stadion, um dort auf der Geschäftsstelle unser Glück zu versuchen. Dort hatten sie auch noch ein paar Karten für uns und man schlug natürlich zu. Somit war der Tag bzw. die Reise mehr als gerettet. Es war schon Abend und nach einer abendlichen russischen Verpflegung, die nicht überzeugen konnte, wurde später noch die örtliche Disko in Beschlag genommen.

Der nächste Morgen begann grau und man hatte etwas Mühe aus dem Bett zu kommen. Da man aber das Frühstück bezahlt hatte, rappelte man sich auf, um nach diesem dann auch wieder erstmal im Bett zu verschwinden. Zum späteren Nachmittag machte man noch etwas in der Stadt und man besuchte die Isaakskathedrale und das Denkmal von Peter dem Großen. Da allen der Vorabend noch etwas in den Knochen hing, ging es zum späten Nachmittag mit leichtem Umweg über verwinkelte Straßen zum Hotel.

Für den Montag hatte man sich großes vorgenommen und man wollte die Sommerresidenz vom Peter den Großen (Peterhof) besuchen. Diese ist ein ganzes Stück außerhalb der Stadt zu finden, aber uns ist ja bekanntlich keine Strapaze zu groß. Über die Metro und den Linienbus erreichten wir nach knapp eineinhalb Stunden das Schloss. Es wird auch das Versailles Russlands genannt und verdient diesen Namen zu Recht. Ein prächtiges Schloss, davor ein herrlicher Park, der hinter dem Schloss noch imposanter erscheint und direkt an der Ostsee liegt. Im Sommer wenn alles blüht und die Wasserspiele, die sich im Park befinden, angeschaltet sind, ist das bestimmt ein noch größerer Eindruck. Aber auch so hatte sich die Reise dorthin bei schönem Wetter gelohnt. Als wir am frühen Abend das Hotel erreichten, kamen uns schon die ersten Gerüchte zu Ohren, dass in der Stadt die ersten BVB-Fans angegriffen wurden. Wir entschieden uns für das Abendessen den Newski-Prospekt zu meiden und machten uns auf in eine andere Ecke der Stadt zu einem gemütlichen Abend.

Und nun kam der Tag. Dienstag. Spieltag. Der Tag warum wir eigentlich hier sind. Der BVB spielt auf internationaler Bühne! Tja aber wie den Tag angehen? Es hatte weitere Angriffe auf Fans gegeben und es wurde auch eine Warnung seitens des BVBs heraus gegeben, dass Gruppen von Zenit-Fans in der Stadt herum laufen, um „Geschenke“ zu verteilen. Da wir auf jegliche Fanutensilien verzichten hatten, begaben wir uns am Vormittag nochmal in die Stadt und besichtigten die Peter-Paul-Festung und den Panzerkreuzer Aurora. Gegen Nachmittag ging es nochmal ins Hotel und dort wurde alles abgelegt was man nicht brauchte. Somit ging es mit ein paar Rubel, der Eintrittskarte und dem Perso in Richtung Treffpunkt der BVB-Fans. Über die Metro, wo eine Station nahe dem Treffpunkt war, erreichten wir nach knapp fünf Minuten Fußweg diesen am Russischem Museum. Auf den Weg dorthin hatten wir mehr Glück als Verstand: Die eine Gruppe nahm uns nicht für voll und die andere war mit sich selbst beschäftigt bzw. mehr als verdutzt, als wir direkt durch sie hindurch marschiert sind. Am Treffpunkt war eine sehr angespannte Atmosphäre und je mehr Fans eintrafen, umso mehr wurde einem klar, was man doch wieder für ein Glück hatte. Kaum eine Gruppe kam an, wo es nicht einen erwischt hatte. Manche hatten „Glück“ und kamen buchstäblich mit einem blauen Auge davon, andere weniger und hatten Nasenbeinbrüche usw. und wurden zu allem Überfluss komplett ausgeraubt. Das Problem wäre sicherlich nicht ein fairer Kampf gewesen, sondern eher die feige Art der Zenit-Fans. Wenn drei, vier Dortmunder auf knapp zwanzig Russen treffen, ist das kein Kampf mit gleichen Mitteln. Andere wurden von hinten attackiert und bevor man wieder wusste was los war, waren diese auch schon wieder weg. Aber egal, denn davon abgesehen hat jeder, der dorthin gereist ist, auch gewusst auf was er sich einlässt.

Wir bestiegen nach einer Weile die bereitgestellten Busse und machten uns mit Polizeieskorte, wenn man es so nennen darf, Richtung Stadion auf. Das heißt nicht wie in Deutschland, dass Straßen gesperrt werden, sondern hier sind wir schön im Verkehr mitgeschwommen. Gegen 19.45 Uhr waren alle Busse am Stadion und nach einer Weile machten wir uns, über einen Nebenweg und begleitet von der Polizei, auf zum Stadioneingang. Kurz davor wartete noch ein kleiner Mob, der es aber bei ein paar leichten Provokationen beließ. Am Gästeblock angekommen die nächste Überraschung: zwei Drehkreuze und eine kleine Tür standen zur Verfügung, wo nun die knapp 1000 Anhänger durchgeschleust werden mussten. Das dies natürlich Zeit in Anspruch nimmt, ist jedem bewusst und somit ist auch jeden klar, dass nicht alle pünktlich im Stadion waren.

Ich war kurz nach dem Anpfiff drin und konnte auch gleich das 1:0 bejubeln. Das ist Timing! Nach dem man sich den Platz sicherte fiel auch gleich das 2:0 für den BVB. Wahnsinn, das war ein Einstand nach Maß. Die Stimmung war auch ganz gut und das Spiel konnte nun beginnen. Von den Zenit-Fans gab‘s nichts zuhören, da ja die Heimkurve gesperrt war. Die paar wenigen aktiven Leute, die anwesend waren, machten in ihren kleinen Grüppchen ihr eigenes Ding. Da im Stadion keine Auseinandersetzungen zu erleben waren, konnte man sich auf das Spiel bzw. eher auf das Anfeuern seiner Helden konzentrieren. In der ersten Halbzeit war der BVB klar dominant und hätte auch höher in Führung gehen können. Im Block herrschte eine gute Stimmung und eine ordentliche Lautstärke, wobei dies bei einem unüberdachten Stadion selbst immer schwer einzuschätzen ist. Die zweite Halbzeit konnte beginnen und an diesem Abend waren gewisse Schwächen in der Abwehr des BVB egal, da er immer die passende Antwort hatte. Nachdem Zenit auf 1:2 verkürzte, schoss nur fünf Minuten später Lewandowski das 1:3. Das gleiche Spiel etwas später: 2:3 Zenit aber auch hier kurz danach das 2:4 für die Schwarzgelben. Nach dem 4:2 zündeten die Zenit-Fans neben uns noch ein kleines Feuer, was aber bei uns im Jubel mehr oder weniger unter ging. Im Block waren Stimmung und Mitmachquote gut und vor allem die Wechselgesänge und die Hüpfeinlagen konnten überzeugen. Insgesamt wieder einmal ein sehr guter Support auf internationalem Terrain. Nach dem Spiel wurde noch die Mannschaft gefeiert und sie lies sich noch schön in der Kurve blicken und blieb auch eine Weile. Nun kam die Blocksperre von knapp 30 Minuten. Diese wurde versucht mit allem Möglichem zu überbrücken und auch die Mitarbeiter des Vereins, die im Hintergrund arbeiteten, wurden schön angefeuert.

Dann durften wir endlich zu den Bussen und wurden wieder zurück in die Stadt gebracht. Diesmal zu einem anderen Treffpunkt, wo es dann doch nicht mehr so organisiert war, wie man erhofft hatte. Nachdem sich immer mehr verabschiedeten und noch nicht klar war, wie wir zurückkommen sollen, entschloss man sich ein Taxi zu nehmen um das Glück nicht weiter heraus zu fordern. Somit erreichte man das Hotel sicher gegen ein Uhr nachts und ließ den Abend bei einem schönen Bier ausklingen. Am letzten Tag ging es nach dem Frühstück Richtung Flughafen, den man mit einem kleinen Umweg erreicht hatte. Gegen 18:30 Uhr landete der Flieger in Dresden und man war wieder Zeuge eines denkwürdigen Ausfluges geworden.

Was gibt es abschließend zu sagen? Tja zu allererst einen großen Dank meinen zwei Mitstreitern, die mich aushalten und haushalten mussten. Ansonsten hat der Ostblock wieder gehalten, was man sich versprochen hatte - positiv, wie negativ. Es war insgesamt eine schöne Reise, hat eine tolle Stadt kennengelernt, ein klasse Spiel gesehen und sich den Länderpunkt Russland erarbeitet. Nun hofft man auf ein Weiterkommen und einen attraktiven Gegner im Viertelfinale!